Flügelzüge sparen Trassen- und Personalkosten. Aber nur, wenn die Fahrgäste im richtigen Zugteil sitzen. Sonst wird die Direktverbindung schnell zum Umweg mit Frust.
Gute Fahrgastinformation ist der Schlüssel – und sie ist machbar.
Dominik Sommerer, Gründer der Disponentenschule, hat dazu einen Fachartikel in der Eisenbahn-Revue International veröffentlicht.
Hier gibt’s den Fachartikel als PDF zum Herunterladen
Dieser Beitrag zeigt Beispiele aus Deutschland, Dänemark und der Schweiz.
🇩🇪 Zwischen gut gemeint und gut gemacht – Beispiele aus Deutschland
Die DB InfraGO AG hat seit der Veröffentlichung des Artikels die Darstellung von Flügelzügen auf den Zugzielanzeigern auf dem Bahnsteig deutlich verbessert.
Zugzielanzeiger auf dem Bahnsteig
Die Zugteile werden inzwischen mit dem dazugehörigen Bahnsteigabschnitt dargestellt. Was jedoch noch nicht zuverlässig klappt: Die Züge halten oft nicht punktgenau im richtigen Abschnitt halten.
Hier der Zugzielanzeiger eines Flügelzuges in Nürnberg am 24. Juni 2014. Dank der Zugnummer finden auch Fahrgäste, die zu Zwischenstationen wollen, ihren Wagen:

Dieser Zug besteht aus vier Zugteilen, wird also dreimal geteilt:

Abfahrtspläne: besser mit Bahnsteigabschnitt
Angaben wie „vorderer“ oder „hinterer Zugteil“ auf dem Abfahrtsplan sind wenig hilfreich. Gerade bei Triebwagen ist schwer zu erkennen, wo vorne und hinten ist. Noch verwirrender wird es, wenn der Zug zwischen Ankunft und Abfahrt die Richtung wechselt – wie hier in Schweinfurt:

Besser ist die Darstellung mit Bahnsteigabschnitten – wie hier beim Abfahrtsplan eines ICE in Nürnberg. Voraussetzung: Die Bahnsteige sind beschildert und die Züge halten exakt.

So macht’s die BOB: Farbcodes und Zielanzeigen
Bei der Bayerischen Oberlandbahn fahren ab München Hbf drei Zugteile gemeinsam los. In Holzkirchen und Schaftlach werden sie Richtung Bayrischzell, Lenggries und Tegernsee getrennt.
Die Bilder stammen aus der Zeit, als noch Integral-Fahrzeuge im Einsatz waren. Diese wurden mittlerweile durch LINT-Fahrzeuge ersetzt.
Gleich zu Beginn des Bahnsteigs weist ein Schild auf die Zugzielanzeigen über den Türen hin:

Am Bahnsteig zeigen Wagenstandsanzeiger, in welchem Abschnitt welcher Zugteil abfährt. Die farbige Unterteilung (blau, grün, rot) entspricht dem Liniennetz:


Ebenfalls hilfreich: Das Fahrziel steht direkt über der Einstiegstür – unübersehbar.
💡 Farbige LED-Zielanzeigen im Stil des Liniennetzes wären ein logischer nächster Schritt.

Im Inneren des Fahrzeugs zeigt ein Liniennetzplan über jeder Tür die Zielrichtungen an:

🇨🇭 Die Schweiz zeigt, wie’s geht – klar und durchdacht
Bei der Berner Oberland-Bahn fahren ab Interlaken Ost zwei Zugteile gekuppelt. In Zweilütschinen werden sie getrennt – einer fährt nach Lauterbrunnen, der andere nach Grindelwald.
Auf dem Abfahrtsmonitor in Interlaken sehen Fahrgäste schon vor dem Einsteigen, dass die Züge in unterschiedlichen Bahnsteigabschnitten abfahren:

Das Leitsystem beginnt nicht erst am Bahnsteig – sondern schon in der Unterführung: Links geht es zu Sektor A (Zugteil Lauterbrunnen), rechts zu Sektor B (Zugteil Grindelwald).


🇩🇰 Flügelzüge ohne Fragezeichen – Dänemark macht’s vor
In Dänemark gibt es viele Flügelzüge – und die Fahrgastinformation funktioniert vorbildlich.
Sie beginnt nicht perfekt, endet aber beeindruckend klar.
Auf dem Abfahrtsmonitor im Hauptbahnhof Kopenhagen fehlt noch ein Hinweis darauf, dass der Zug nach Esbjerg und Odense aus zwei Zugteilen besteht und unterwegs geteilt wird:

Auf der Treppe zum Bahnsteig wird es deutlich besser: Ein Übersichtsmonitor zeigt: Der Zugteil nach Esbjerg fährt in Sektor D ab, der nach Odense in Sektor E. An den Zugzielanzeigern der jeweiligen Abschnitte steht nur noch das, was wirklich relevant ist – inklusive Wagennummern und Zwischenhalten.



Auch am Fahrzeug selbst ist alles klar: Wagennummern stehen gut lesbar über den Türen. Sitzplatznummern sind ebenfalls groß und eindeutig angebracht – besonders hilfreich für Fahrgäste mit Reservierung.


✅ Fazit: Wer gut informiert, erspart Frust und Umwege
Flügelzüge brauchen mehr als automatische Kupplung – sie brauchen Kommunikation.
Wenn Fahrgäste wissen, wo sie einsteigen müssen, kommen sie pünktlich und entspannt an. Und Bahnunternehmen vermeiden Diskussionen, Beschwerden und schlechte Bewertungen.